„Balkan-Express“ prägt Ulmtal
Die Bahnstrecke Stockhausen / Beilstein wurde in 1924 in Betrieb genommen und Anfang der 1980er Jahre endgültig stillgelegt. Die Mobilität hatte sich von der Schiene auf die Straße verlagert. Bis dahin war für viele Menschen im Ulmtal der Schienenbus, liebevoll „Balkan-Express“ genannt, ein unverzicht-bares Transportmittel um die Regionen Wetzlar, Giessen und Weilburg zu erreichen. Dort gab es u.a. Arbeitsplätze, Schulen, Ärzte, Krankenhäuser, sowie vielfältige Einkaufsmöglichkeiten.
Hauptgrund für den Bau der Bahn war aber sicherlich die im ganzen Ulmtal geförderten Roh-stoffe wie Basalt, Ton, Eisenerz und auch Holz schnell und kostengünstig ins ganze Land – und darüber hinaus – zu transportieren. Die Rohstoffgewinnung bot noch bis etwa Mitte der 1960er Jahre für mehrere hundert Ulmtaler, meist Bruch-arbeiter und Bergleute, eine aus-kömmliche ortsnahe Beschäftigung.
Radweg Lahntal – Westerwald
Nach einem fast 30 Jahre dauernden „Dornröschenschlaf“ wurde der alten Bahnstrecke wieder neues Leben eingehaucht. Es gab einige Ideen zur künftigen Nutzung der Strecke. Durchgesetzt hat sich letztlich der Bau eines Radweges, der das Lahntal mit dem Westerwald verbindet.
Dabei handelt sich um ein gutes Beispiel für ein gemeinsames Projekt, wo Bürgermeister mit Vorstand und Gemeindevertretung mehrheitlich an einem Strang ziehen. Unterstützt durch die ehrenamtliche Mitarbeit der betroffenen Ortsbeiräte, interes-sierter Vereine und Bürger erfolgt die bauliche Umsetzung durch Fachfirmen und den gemeindlichen Bauhof.
Zu realisieren war das ganze Projekt letztlich nur durch einen sehr hohen Förderanteil des Landes Hessen. Wenn alle Planungen zeitgerecht umgesetzt werden können, soll die Gesamt-strecke bis hoch zum „Knoten“, mit der Anbindung an den überregionalen Radweg „R8“, in 2017 fertiggestellt sein.
Leider wäre aber das Projekt „Ulmtalradweg“ fast ein „Stückwerk“ geworden, weil die benachbarte Stadt Leun das erste Teilstück nicht ausbauen will. Hier ist glücklicher Weise durch die privatwirtschaftliche Initiative des „Outdoor-Centers“ ein akzeptable Lösung gefunden worden. Sonst hätten sich die Radler auf einem fast 2 km langen Teilstück der Landstraße den Gefahren des öffentlichen Autoverkehrs aussetzen müssen.
Es wird sich zeigen, dass diese Ausgaben für den Bau eine Investition in die Zukunft bedeuten und zwar mit erheblichem Potenzial. Welche positive Wirkung der Weg entfaltet, kann man daran erkennen, wie sehr er bereits jetzt, schon vor der Fertigstellung, genutzt wird.
An der Diskussion darüber, wer denn der Urheber für dieses Projekt sein will, beteiligen wir uns nicht. Eine alte Bahntrasse einer solchen Nutzung zuzuführen, ist schließlich keine neue Idee. Eine solche „In-Wert-Setzung“ bot sich aber geradezu an. Die Bahnstrecken von Driedorf nach Rennerod bzw. nach Herborn werden schon seit vielen Jahren erfolgreich als Radweg genutzt.
Chance für Greifenstein
Es steht unserer Gemeinde mit ihren vielen Ortsteilen gut zu Gesicht, dass jedes an der Strecke befindliche Dorf mit viel ehrenamtlichem Engagement wichtige Beiträge leistet. Somit das Gemeinsame fördert, anstatt das Trennende hervorzuheben.
So wie einst der „Balkan-Express“ ein Bindeglied für die Dörfer des Ulmtals war, so kann heute der „Ulmtalradweg“ eine wichtige Grundlage für die touristische Belebung unserer Gemeinde sein. Viele Gäste werden Greifenstein über den Radweg kennen lernen. Mit dem bei uns zur Verfügung stehenden Angebot an Naherholung und Feizeitgestaltung bieten sich neue Chancen, insbesondere auch für die heimische Gastronomie.
Gutes Marketing unverzichtbar
Die ULfG regt an, dass alle verantwortlich am Projekt Beteiligten, besonders Bürgermeister und Verwaltung, nachhaltig alles im Rahmen ihrer Möglichkeiten unternehmen um die touristische Vermarktung des Ulmtalradweges nach Kräften vorantreiben.
Die kommunalpolitisch Verantwortlichen sind gefordert dieses Vorhaben mit geeigneten Beschlüssen zu ermöglichen.
Fotos: © ULfG / Fotolia
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Diesen und weitere aktuelle Artikel herunterladen: Infoblatt für Greifentstein, Ausgabe Januar 2017: Zum Download <hier anklicken>