Sachstandsbericht zum Gemeindewald von Gemeindeförster Michael Junker

In der vergangenen Sitzung der Gemeindevertretung, am 01.06.2021 in der Allendorfer Ulmtalhalle gab Gemeindeförster Michael Junker den Abgeordneten des Gemeindeparlaments einen Sachstandsbericht zum Zustand des Gemeindewaldes ab. Herr Junker ist im Amt seit März 2020 und stammt aus Edingen. Ehe er im vergangenen Jahr nach der kommunalen Übernahme der Beförsterung die Stelle in Greifenstein antrat, absolvierte er das Studium und seinen Anwärterdienst in Niedersachsen. Danach war er noch als Förster in einem Privatwald tätig.

Gemeindeförster Michael Junker (Quelle: https://www.greifenstein.de)

Aktuelle Einschlagsituation

Herr Junker begann seinen Vortag mit der aktuellen Einschlagssituation in den Greifensteiner Wäldern. Er erläuterte, dass die aktuelle Situation auf meteorologische Ereignisse bzw. Besonderheiten der vergangenen Jahre zurückzuführen ist. So sei im Januar 2018 der heimische Wald durch das Orkantief Friederike bereits in Mitleidenschaft gezogen worden. Diesem Extremereignis folgte noch im gleichen Jahr ein ebenfalls von der Norm völlig abweichender Sommer. „Der Sommer 2018 kam früh, war lang, heiß und sehr, sehr trocken“, verdeutlichte Junker. Dieser heiße Sommer in Verbindung mit den Sturmschäden sorgte bereits in 2018 für einen besonders hohen Befall der Fichtenbestände mit dem Borkenkäfer. „In den aufgestellten Pheromonfallen, die zur Zählung der Käferpopulation eingesetzt werden, mussten in 2018 die üblichen Auffangbehältnisse, die einem Haushalts-Messbecher ähneln, gegen 10-Liter-Putzeimer getauscht werden, um die Menge der Käfer in den Fallen überhaupt händeln zu können“, illustrierte der Gemeindeförster für alle bildhaft die Geschehnisse.

Als ob diese Belastung nicht schlimm genug gewesen wäre, folgte in 2019 ein erneut überdurchschnittlich heißer und trockener Sommer mit einer regelrechten Hitzewelle. Dies führte dazu, dass sich die Käfersituation überhaupt nicht entspannte. „Das Fass zum Überlaufen brachte schließlich Orkan Sabine im Februar 2020. In Summe war das für den heimischen Wald eine echte Jahrhundertkatastrophe“, lautete das Resümee Junkers.  

Alle diese Ereignisse machen eine derzeitige Übernutzung des Waldes notwendig. Der festgelegte Hiebssatz, die flächenbezogene Menge Holz, die nachhaltig jährlich einzuschlagen ist, im Gemeindewald beträgt eigentlich 10.000 Festmeter (fm). Derzeit sind in 2021 bereits 14.500 fm eingeschlagen worden. Dies ist notwendig, um eine vollständige Holzentwertung der abgestorbenen Fichten vorzubeugen. Holz, das „nur“ vom Borkenkäfer geschädigt wurde, ist für sämtliche baulichen Zwecke noch nutzbar. Nisten allerdings holzbrütende Insekten wie Holzwespenarten oder Bockkäfer in dem abgestorbenen Holz – egal ob noch stehend oder liegend – zersetzen diese die Grundsubstanz des Holzes und entwerten es nahezu vollständig. Diese Hölzer wären dann für viele übliche Anwendungen nicht mehr zu nutzen. Eine weitere Gefahr für abgestorbene Fichten besteht durch Pilzbefall, der ebenfalls eine völlige Entwertung zur Folge hätte. „Daher ist es wichtig, die befallenen Bestände einzuschlagen und zeitnah abzutransportieren“, erklärte Michael Junker in diesem Zusammenhang und gibt eine Vorausschau für den Rest des Jahres: „Ich gehe derzeit davon aus, dass in 2021 noch weitere 10.000 Festmeter eingeschlagen werden müssen. Im Forstbetrieb spricht man in diesem Zusammenhang von Zwangsnutzungsholz.“ Für das Jahr 2022 rechnet der Gemeindeförster ebenfalls noch einmal mit einer Menge von 10.000 fm.

Abgeerntete Käferholzflächen und riesige Rundholzstapel, die auf den Abtransport warten, prägen derzeit das Bild der Greifensteiner Wälder (Fotos: H. U. Sattler)

Wirtschaftliche Bedeutung

Auch die wirtschaftliche Bedeutung konnte Junker der Gemeindevertretung skizzieren: Der holzerntefreie Erlös – die Summe die nach Abzug aller Kosten schließlich übrig bleiben – lag in 2020 noch bei 2 bis 10 € je Festmeter. Aufgrund der Knappheit des Marktes, die zunächst in einem Widerspruch zu den allerorts eingeschlagenen Holzmengen zu stehen scheint, werden aktuell jedoch 30 bis 45 € je fm erzielt. Dies klingt akut gut und nach viel Geld, jedoch bedeutet die derzeitige Situation auch, dass mit der notwendigen Pflanzvorbereitung, Pflanzung, dem Schutz und der Pflege neuanzulegender Bestände auf mindestens 20 Jahre mit ausbleibenden Erlösen auf den aktuellen Brach- bzw. Käferholzflächen von Seiten der Gemeinde zu rechnen ist.

In der Ergebnisrechnung aus dem Jahr 2020 blieben aus den Holzerlösen etwa 150.000 € für die Gemeindekasse übrig. Im Jahr 2021 sind dies bisher (Stichtag 25.05.2021) etwa 15.000 €. Michael Junker rechnet bis zum Jahresende mit einem Ertrag von 790.000 €, dem etwa 540.000 € Aufwendungen gegenüberstehen. Somit sollten die Erlöse in 2021 bei ca. 250.000  € liegen.

Situation auf dem Weltmarkt – „Exportholz“

Laut Junker wurde er in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder darauf angesprochen, dass das gemeindeeigene Holz doch der deutschen Wirtschaft zugeführt werden solle. Die bereits oben kurz skizzierte Knappheit sorgt mancherorts für leere Baumarktregale und überall für massiv gestiegene Rohstoffpreise bei Holzbaustoffen und Holzwaren. Hierzu erklärte der Gemeindeförster, dass sämtliche deutschen Nadelholz-Sägebetriebe bis zum Anschlag ausgelastet sind. Ferner sei Sägeholz ein globales Wirtschaftsgut. Der Handel hiermit ist international und die Preise unterliegen der freien Marktwirtschaft. So habe sich der Preis für Nadelschnittholz kürzlich verdreifacht. „Man kann deshalb nicht sagen, wenn deutsche Sägewerke wie derzeit voll ausgelastet arbeiten, dass das automatisch dafür sorgt, dass auch Regale in deutschen Baumärkten voll sind und die deutschen Großhändler hiervon profitieren“, klärt Junker den Zusammenhang für alle verständlich auf. Zahlen andere vor allem globale Käufer mehr, gehen auch die Hölzer aus den deutschen Werken beispielsweise nach Übersee. Der „Green New Deal“ unter dem neuen US-Präsidenten Biden etwa sorgt derzeit für eine beispiellose Nachfrage in den USA. Ebenfalls kritisch beäugt Junker den vom russischen Präsidenten Putin jüngst verfügten absoluten Exportstopp von Rundhölzern aus Russland, der zum Jahreswechsel in Kraft treten wird. Dies führt zu weiteren weltweiten Hamsterkäufen von Rundholz, um die erwarteten Bedarfe decken zu können.

Wegebau und Wegeinstandsetzung

„Die derzeitigen Maßnahmen zeigen auch eine deutliche Belastung der Waldwege. Hier werden Instandsetzungsmaßnahmen im Nachgang an einigen Stellen erforderlich sein“, kam Junker schließlich auf die Beanspruchung der Infrastruktur zu sprechen und ergänzte: „Eine Erhaltung und Pflege der vorhandenen Waldwege durch Profilherstellung und Sicherung der fachgerechten Entwässerung ist deutlich preiswerter als Wegeneubau.“

Naturschutzprojekt Greifenstein Hammelsheck

Hohe Wellen schlug vor einiger Zeit auch ein Naturschutzprojekt in der Gemarkung Greifenstein. In der Nähe des Sportplatzes und der Tennisanlage befindet sich das Gebiet „Hammelsheck/Schultheißenhain“. Hier ist die Wiederherstellung der offenen Hutelandschaft in Angriff genommen worden, die eine vorherige – fast vollständige – Rodung der Fläche notwendig machte und manchen Unmut bei Spaziergängern erzeugte.

Die ursprüngliche Hutelandschaft bestand aus einer durch einen Lesesteinwall als Abgrenzung zum Ackerland angelegte Freifläche, auf der solitäre Eichen, sogenannte Huteeichen, standen. Dieser Eichen-Altbestand war auch noch erhalten. Durch fehlende Beweidung war die Fläche allerdings völlig eingewachsen und verbuscht. Mit Vergleichs-Luftbildern konnte die Situation im ursprünglichen Zustand mit dem Zustand verglichen werden, der vor der Maßnahme vorzufinden war.

Dieses Naturschutzprojekt ist dem Natura 2000-Schutzgebiet Fleisbachtal und Hindstein zuzurechnen. Planung und Genehmigung erfolgte durch die obere Naturschutzbehörde am Regierungspräsidium Gießen. Die Betreuung erfolgt durch das Forstamt Wetzlar. Bereits im Jahr 2003 wurde in einer Grunddatenerhebung der Bereich als seltener Lebensraumtyp erfasst. Im Jahr 2012 erfolgte ein Pflegeplan mit einem entsprechenden Gutachten und der Definition von Pflegezielen. Die konkrete Maßnahmenplanung erfolgte schließlich in 2018, deren Umsetzung außerhalb der Brut- und Setzzeit, im zeitigen Frühjahr 2021 schließlich vollzogen wurde.

Pflanzungen und Pflanzenschutz

In der jüngsten Vergangenheit wurde im Greifensteiner Forst erstmals eine maschinelle Pflanzvorbereitung ausprobiert. In der Gemarkung Greifenstein (Abteilung 313) wurden daraufhin 12.000 Eichen und 2.800 Hainbuchen gepflanzt. Als Ausbesserungsmaßnahme wurden ebenfalls auf Kleinstflächen noch 3.000 Küstentannen, Weißtannen und Douglasien nachgepflanzt.

Ausblick: Maßnahmen bis Jahresende

Neben dem bereits erwähnten weiteren Holzeinschlag von 10.000 fm Fichte bis Jahresende sollen noch 2.500 fm Buchenholz sowie Brennholz für die Anwohner eingeschlagen werden. Ab Anfang Juni laufen auch Maßnahmen zur Einzelschutzunterrichtung von Bereichen, in denen etwa Verbiss zu beklagen ist. Im Hochsommer stehen gegebenenfalls noch Läuterungsmaßnahmen im Greifensteiner Forst an. Diese Maßnahmen dienen der Entfernung von Vorwuchs-Bäumen, besonders stark wachsenden Bäumen in Beständen, die die übrige Kultur zu überwachsen drohen und zu starke Konkurrenten darstellen.
Im Herbst nach der Holzernte stehen schließlich noch die Wegeinstandsetzungsmaßnahmen an.

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