Seit Jahren ungelöst: Überfüllte oder leere Busse – Öffentlicher Nahverkehr am Bedarf vorbei

Unerträgliche Zustände bei der Schülerbeförderung und im öffenntlichen Nahverkehr in und um Greifenstein.

Als die erste Hitzewelle vor wenigen Tagen anrollte, schreibt uns eine Schülerin aus Holzhausen an und teilt uns mit: „Die Zustände in unseren Schulbussen sind katastrophal. Reihenweise fallen die Schüler in den Gängen um.“ Besorgt hakten wir nach. Nein, die betreffenden Schülerinnen und Schüler seien nicht wegen Hitze kollabiert, auch wenn es vereinzelt bei den Temperaturen von beinahe 40 Grad Celsius in den Bussen zu Kreislaufproblemen gekommen sei. Es sei so, dass die Kinder sich im Gedränge nirgends richtig festhalten könnten, und deswegen fielen sie bei manchem scharfen Fahrmanöver regelmäßig hin. Besonders seien die Jüngeren und Kleineren davon betroffen.

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Gedränge schon an der Haltestelle – Nach dem Einsteigen kann froh sein, wer sich im Gedränge festhalten kann – Foto: © P.Z. / ULfG

Es herrsche totale Überfüllung in den Hauptzeiten. Laut Aussagen der Schülerin, die uns diese Bilder zukommen ließ, sind in den letzten heißen Tagen junge Schülerinnen und Schüler auch von Kreislaufproblemen betroffen.

Und was ist mit der Sicherheit unserer Kinder?

Da wird ansonsten -zurecht- ein ziemlicher Aufwand wegen Sicherheit in KFZ veranstaltet: Kindgerechte Sicherheitsausrüstung, Gurte, Kindersitze und Airbags usw. Jedoch in den überfüllten, stickigen Bussen müssen die Kinder stehen, erreichen teilweise noch nicht einmal die Haltegurte und fallen bei entsprechender Fahrweise einfach um, sind also durch nichts geschützt. Ist das die „Sicherheit“, die beim allgegenwärtigen Sparen übrig bleibt – oder kann man hier etwas tun? Die auf dem „Papier“ vorhandenen gesetzlichen Vorgaben über Sitz- und Stehplätze sowie vorgeschriebene Festhaltemöglichkeiten sind in der Realität der Schüler- und Personenbeförderung wohl kaum ausreichend. Zeitgemäß sind sie sowieso nicht.

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Ein Elternehepaar schreibt uns erbost: „Die Kinder stehen mittlerweile bis vorn an der Windschutzscheibe bzw Tür. Lebensgefährlich! Aber es muss wohl erstmal etwas schlimmes passieren, bis gehandelt wird.“ – Foto: © P.Z. / ULfG

Die Bilder stammen von der Linie 204, Greifenstein in Richtung Ehringshausen. Schülerin Pia schreibt dazu: „Der Bus hält morgens erst in Ulm, dann in Allendorf, dann Holzhausen, dann Greifenthal, dann 2 mal in Katzenfurt. Das ist die Buslinie 204. Mittags zurück ist dasselbe Spiel, mit genauso vielen Leuten.“

Außerhalb der Zeiten, in denen die Schülerinnen und Schüler zu ihren Bildungseinrichtungen verbracht werden, fahren die Riesenbusse überwiegend völlig am Bedarf der Bevölkerung vorbei. Manchmal völlig leer oder mit ein oder zwei Menschen besetzt, fahren sie durch unsere schöne Gegend. Jedoch in den Hauptzeiten scheint ein ordentlicher, sicherer Personentransport im 21. Jahrhundert, im Industriestandort Mittelhessen, nicht möglich zu sein. Eine flexiblere, bedarfsgerechtere Personenbeförderung ist nötig. Auch eine, die unsere Ortsteile miteinander verbindet, die Menschen zu den Märkten oder zum Rathaus bringt. Das Thema wird uns in den I.K.E.K.-Arbeitsgruppen zur Dorfentwicklung sicher noch sehr beschäftigen.

Die Missstände in der Schülerbeförderung und im öffentlichen Nahverkehr werden von uns aufgegriffen und bei den entsprechenden Stellen vorgebracht.

So wie im Moment geht es auf jeden fall nicht.

Das Thema ist ein Dauerbrenner und kommt immer wieder auf die Tagesordnung des Kreises. Der Kreistag des Lahn-Dill-Kreises hat sich bereits zahlreiche Male mit dem Thema beschäftigt. Offensichtlich ohne durchschlagenden Erfolg. An exponierter Stelle ist unser Landrat Wolfgang Schuster (SPD) im Verkehrsverbund Lahn-Dill tätig und auch Mitglied im Aufsichtsrat des RMV.


Schreiben Sie uns:
Haben Sie Infos für uns über weitere überfüllte (Schul-)Busse oder untragbare Zustände bei anderen Linien? Bitte mit genauer Beschreibung der Route und Uhrzeit(en) senden (gerne mit Fotos) an greifenstein@online.de.

Bilder von Linie 204, Juli 2015, (Ehringshausen-Allendorf)

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